Maßstabsgerecht
Solange eine architektonische Planung nur auf dem Papier zu sehen ist, ist sie immer mit dem Risiko behaftet, dass man die Maßstäbe an der einen oder anderen Stelle falsch eingeschätzt haben könnte. Zu groß oder zu klein, zu hoch, zu niedrig, zu viel Abstand oder zu wenig: Zum Schwur kommt es erst, wenn man als durchschnittlich groß gewachsener Mensch Auge in Auge mit dem gebauten Ergebnis steht, da können selbst vorher erstellte perspektivische Darstellungen und Modelle mitunter heftig täuschen. Aus diesem Grund hier mal ein Foto von vorne (dass wir unseren Neubau zurzeit eigentlich immer nur von der Hinterseite betrachten, weil sich dort zurzeit noch das Gemeindeleben abspielt, ist mir jetzt erst so richtig aufgefallen), denn die Proportionen sind jetzt fertig. Und siehe da: das passt und ist alles richtig so. Der Turm ist vielleicht in der Wahrnehmung etwas geschrumpft, nachdem er nun nicht mehr frei steht, aber er überragt den Kirchsaal deutlich, gehört gleichzeitig ganz klar zum Neubau dazu und ist damit aus seiner vierzigjährigen Isolation befreit. Die Weber-Reihenhäuser haben ziemlich genau die gleiche Höhe wie unser Saal , so dass - wenn erst einmal alles fertig ist und der obere Teil genauso weiß verputzt ist - die Idee des Quartiers mit optischen Zusammenhängen und Bezügen funktionieren sollte. Mit dem leicht überhöhten Altarraum (links bisher noch nicht so richtig zu erkennen) und dem Glockenturm ist das Kirchenensemble der etwas speziellere Solitär mit zwei Hochpunkten, der von den zwei Reihenhauszeilen - die zweite ist zwar noch nicht da, aber man kann sie sich links im Hintergrund eigentlich schon ganz gut denken - gerahmt wird. Ich freue mich wirklich, dass die Nachbarbebauung in so guter Qualität und in der gleichen architektonischen Anmutung entsteht, wie wir sie auch für unser Bauvorhaben geplant haben. Genau so war es gedacht, und genau so scheint es zu funktionieren. Und dann scheint die Sonne noch so schön! Nur die zwei Bäume vor unserer Tür hat die Landeshauptstadt fällen lassen. Es wird seinen Grund gehabt haben, aber wir wollen mal davon ausgehen, dass sie wieder nachgepflanzt werden und dann gemeinsam mit unseren Grünanlagen heranwachsen können.