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Spitze

In der tiefsten niedersächsischen Provinz findet sich dieses Kleinod. Das ehemalige Zisterzienserkloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden ist in mehrfacher Hinsicht einen Besuch wert. Ich erwähne es hier aber aus einem einzigen Grund, wegen des Dachreiters. Der kleine, schlanke, für Zisterzienserkirchen typische Dachreiter ist bei genauerem Hinsehen kein historischer Turm, sondern erst wenige Jahre alt. Der barocke, nicht ganz so schlichte Vorgänger musste 2007 aufgrund mangelnder Standsicherheit abgetragen werden, und dieser Turm ist Ergebnis eines kleinen Architektenwettbewerbs, den Bernhard Hirche aus Hamburg gewonnen hat. Und es wurde glaube ich alles richtig gemacht: Dieser Dachreiter ist mehr denn je der zisterziensischen Bescheidenheit verpflichtet, schlicht, sparsam und dabei gleichzeitig unglaublich schlank und elegant. Die Silhouette der Kirche ist aus der Ferne betrachtet perfekt vervollständigt, der neue Turm alles andere als aufdringlich. Und erst beim zweiten Hinsehen sieht man, dass er eine neue Zutat ist und insofern ganz ehrlich Kind seiner Zeit. Die Schalllamellen der Glockenstube liegen bündig in der Dachhaut, die - und dies ist wohl am bemerkenswertesten - aus Corten-Stahl ist. Dieser rostig patinierte Stahl ist zugegebenermaßen eine aktuelle Modeerscheinung, die man vermutlich irgendwann bei Beeteinfassungen, Brunnenanlagen und Infostelen nicht mehr wird ertragen können. Aber hier, auf Distanz auf dem Dach, im Verbund mit dem roten Sollingstein der Wände und Dacheindeckungen wird das ganz gewiss Bestand haben.


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