Pickel im Gesicht
Wer kennt das nicht: Da steht einem ein lieber Mensch gegenüber, der einem mit aller denkbaren Freundlichkeit und Offenheit begegnet, und dann kann man überhaupt nicht darauf eingehen, weil man völlig irritiert auf einen winzig kleinen Systemfehler gucken muss: Ein Pickel am Kinn, eine Haartönung, die eine Nuance neben der bisherigen Haarfarbe liegt, ein albern hoch stehender Fussel am Scheitel, etwas Lippenstift am Schneidezahn. Alles weit weg von Peinlichkeiten wie dem offenen Hosenstall oder dem auf links gedrehten Pullover und doch so entscheidend, dass das Gesamtbild nicht mehr funktioniert. Genau das darf uns am Bau nicht passieren, insbesondere im Kirchenraum versuchen wir derzeit penibelst, alle Fussel und Pickel zu vermeiden. Aber die Gebäudetechnik ist in mancherlei Hinsicht gnadenlos: Der Raumtemperaturfühler, die Lautsprecherboxen, die Antennen für die Funkmikrofone, sie alle dürfen - bildlich gesprochen - nicht unter den Kragen, sondern müssen mitten im Gesicht sitzen, damit sie die Temperatur richtig fühlen, den Klang ordnungsgemäß ans Ohr bringen und die Signale der Mikros wirklich abgreifen. In mancherlei Hinsicht mussten wir uns also geschlagen geben, aber wir haben versucht, keinen Stecker und keinen Stöpsel, keine Dose und kein Kabel dem Zufall zu überlassen, sondern hin und her überlegt, wo sie funktional sitzen müssen und wie man sie im Detail setzen kann, so dass das ordentlich aussieht. Also nicht nach Pickel oder Fussel, sondern nach Nase oder Grübchen. Die sitzen schließlich auch mitten im Gesicht, gehören dort aber irgendwie auch hin. So kommen die Antennen also oben unter das vorderste Apostelfenster, im Abstand so, dass sie exakt unter der Fensterlaibung liegen. Die Lautsprecher hängen natürlich vorne an den seitlichen Altarwänden, der Raumtemperaturfühler kommt direkt dahinter, so dass man ihn aus dem Raum heraus nicht ganz so wahrnimmt. Auf der gegenüberliegenden Seite wird die Liedanzeigetafel exakt in einer Linie über dem Lautsprecher hängen. Einen Lichtschalter neben der Sakristeitür haben wir auf der Zielgeraden schnell noch wegorganisiert. Er liegt jetzt in der Sakristei, das funktioniert genausogut. Ansonsten bleiben die Wände im Altarraum frei - bis auf die Osterkerze, den Eckstein und das Altarkreuz, also die Dinge, auf die es wirklich ankommt.